Samstag, 20. Februar 2010

Hassan Alaf!

Eigentlich sind wir seit wir wieder aus Goa zurück gekehrt sind rund um die Uhr beschäftigt! So fliegt die Zeit nur so an uns vorbei und wir stellen völlig erschreckt und beschämt fest, das der letzte Blogeintrag schon wieder viel zu lange her ist! Wir schicken ein dickes "Entschuldigung" in die Welt.
So und während Deutschland im jährlichen Faschings-Trubel versinkt, schreitet unser Abenteuer „Indien“ jeden Tag ein Stück weiter fort.
Unser letztes Lebenszeichen hatten wir kurz vor unserm Bangalore-Großstadt-Trip gesendet.
So gings also wie immer mit viel zu viel Gepäck für die kurze Zeit erst nach Arsikere mit dem Bus, um dort in den Zug zusteigen zu können, den die beiden Vikasana-Mädchen aus Tarikere genommen hatten. Für Indien klappte die Anreise in die Großstadt verdächtig gut und auch der Zug hatte nach indischen Maßstäben nur 1 ½ Stunden Verspätung.
Auf das herzlichste empfangen und dann auch wieder fest in indischer Hand hatten wir einen ziemlich heftigen Großstadt-Flash! Bangalore ist rießig, bunt, voll, laut, westlich, der Verkehr ist eine einzige Katastrophe und ganz plötzlich sind Werbeplakate, Shopnamen und alles andere auch in Englisch! Großstädtische-Jugendliche unterhalten sich überwiegend nur auf Englisch! Wir Dorfkinder standen mit aufgerissenen Augen staunend mitten in der pulsierenden Software-Metropole!
Was bei unserer Ankunft noch eher nach spontanem „wir schauen mal, was wir mit der ganzen Zeit anfangen“ aussah war letztendlich doch ein straffes Programm mit vielen kulturellen und interessanten Einblicken in ein uns bis dahin völlig fremdes Indien. .

Eines der Hauptprogramm-Punkte war der NGO-Besuch bei Vidyanikethan! Nach dem was wir davon gesehen haben, ist es eine enorm organisierte und effektive Organisation die in vielen Bereichen ausgezeichnete Arbeit leistet. Auch hier wurden wir, so wie wir das nun eigentlich immer und überall in Indien erfahren haben durften, sehr herzlich begrüßt. Verabredeter Treffpunkt war die „Sri Vidyanikethan School, Jaraganahalli. Sie liegt etwas außerhalb der Stadt im ländlichen Vorort. Diese schule fasst 200 Kinder, die je zur Hälfte aus Slums aus der näheren Umgebung und direkt aus dem etwas reicherem Vorort kommen. Hier kriegen Kinder aus ärmsten Verhältnissen die Chance auf Ausbildung.










Early-learning-centre



Danach hatten wir die Möglichkeit staatliche Grundschulen zu besuchen , die die organisation durch zusätzliches Personal unterstützt. Sofort fiel uns auf über welch hohes Sprachniveau die Kinder schon in den untersten Klassen verfügten. Und auch die Lernmaterialien waren ungewohnt alternativ. Wir hatten wirklich nicht damit gerechnet in Indien auf solche modernen Lehrmethoden zu treffen, vor allem nicht in einer staatlichen Schule. Das nächste überraschende waren die Organisations eigenen sog. „Early Learning Centers“, in denen Kinder schon vor Schulbeginn spielerisch an den Schulalltag gewöhnt werden.
Und am Ende unseres Besuch-Tages aßen wir in einem der vielen Hostels zu Mittag und die Kindern hatten von jetzt auf nachher ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. So hatten wir die Gelegenheit mit den Kindern zu tanzen, zu spielen und sie gut kennenzulernen. In diesem Hostel leben die Töchter und Söhne von Prostituierten, die Childorganizer überwiegend an den viel befahrenen Landstraßen eingesammelt haben. Nun bemüht sich die Organisation den Kindern zwischen 5 und 17 jahren eine gute Ausbildung zu ermöglichen und ihnen neue berufliche Perpekiven aufzuzeigen.
Vidyanakethan arbeitet seit 20 Jahren in Bangalore mit den Ärmsten und sie haben offensichtlich schon viel geleistet und erreicht.
Natürlich haben wir auch das Großstadtleben in vollen Zügen ausgekostet: haben bei McDonald's gegessen, haben nach gut 5 monaten endlich mal wieder Käse gegessen und waren ausgiebig shoppen in den großen Malls Bangalores. Ein weiteres großes Erlebnis war es mit der jungen Inderin Naya durchs Nachtleben von Bangalore zu streifen und sich endlich mal wieder frei und unabhängig zu fühlen.
Am letzten Morgen sind wir in aller Frühe aus den Federn gekrochen um die morgendliche Hare-Krischna Zeremonie in einem der großen Iscon-Tempel zu erleben. Es war umwerfend. Die Leute feiern schon morgens eine riesen Party im Tempel mit Tanz, Gesang und Meditation. Wenn man dort jeden morgen mitfeiert, so sind wir uns ganz sicher, startet man bestimmt viel beschwingter und freudiger in den Tag und die Arbeiten, die der Tag so mit sich bringt.
Leider war dieser Großstadt-Aufenthalt viel zu schnell vorüber, so dass uns Ankunft und Abschied viel zu nah beieinander vorkamen.
Wir Dorfkinder sind so richtig zu einer kleinen Familie zusammengewachsen. Beim Wiedersehen wars ein Gefühl von „ach jetzt sind wir wieder vollständig“.
Wir sind so dankbar für so viele außergewöhnlich tollen Mädchen: „you all are awsome!!!“ .So das musste auch mal gesagt werden!



Zurück in Prachodana stürzten wir uns voller Tatendrang in die Arbeit mit den Kindern und haben begonnen die Eltern unserer Mäuse in ihren Dörfern zu besuchen um einen tieferen Einblick in die Hintergründe und Zusammenhänge der Familien zu bekommen. Unteranderem haben wir mit unsern Kiddies Freundschaftsbänder geknüpft und Rasseln aus klopapierrollen gebastelt. Bei den Bändendchen waren die Kinder wahnsinnig eifrig bei der Sache und haben alle Prachodana-Mitarbeiter vielfach eingedeckt. Um euch ein Vorstellung von eindecken zu geben: Peter Maffay würde vor Neid erblassen – wir tragen Freunschaftsbänder bis zu den Ellenbogen – BEIDSEITIG!!!! Kurz: Freundschaftsbänder waren der Renner. Bei den Rasseln hatten wir am Anfang leichte Erklärungsschwierigkeiten-Schwierigkeiten und als am Abend ein Kind zu uns kam und fragte wann wir denn endlich die Radios mit Batterie bauen würden war klar, dass da ein dickes, fettes Missverständnis aufgekommen war. Aber obwohl wir dann endlich mit Händen und Füßen verständlich machen konnten dass es sich „nur“ um Rasseln handeln würde war die Nachfrage rießig. Beides haben wir jeweils in Kleingruppen von etwa 20-25 kindern gemacht und wie erwartet waren unsere Hüpfer großartig, was Hilfe und Ablauf anging!!!
Auch die von der KKS gespendeten Spielmaterialien finden großen Anklang und wir haben, sobald die Kinder ab halb fünf aus der Schule kommen kaum noch Ruhe, da immer Kinder da sind, die Spielsachen ausleihen wollen.


Nauvya beim Seilspringen



Vor einer ganzen Weile haben wir uns angefangen Gedanken darüber zu machen wie wohl unser immer näher rückender Abschied aussehen soll, wen wir alles und vorallem mit was zu bedenken haben. Vor unserm kurz-Trip in das UNESCO Weltkulturerbe Hampi haben wir zu knüpfen begonnen- wurde auch Zeit, wenn wir knapp 60 kindern plus Lehrerinnen, Köchinnen, plus Prachodana-staff mit selbstgemachten Freundschaftsbändchen bedenken wollen. Tamara und Laila wurden erstmal auf unserer 16 stündigen Anreise angelernt und haben jetzt wahrscheinlich die Nase gestrichen voll von Wolle?! Die Handarbeit zog natürlich wieder Massen Neugieriger an und nach kurzer Zeit hatten wir den halben Zug mit Wolle ausgestattet, die Technik vermittelt und für unsere Zwecke gebraucht,
nach vielen stunden später kamen wir kaputt, um viele Freundschaftsbänder reicher und aber doch sehr glücklich in dieser unglaublichen Landschaft und Tempelstätte Hampi an.
Unser Guesthouse war ein schnuckeliges Idyll inclusive Dachterasse mit atemberaubendem Blick auf den Fluss mit den reißigen Felsblocken.
Raus aus unseren Chudidars, unter die Dusche die wir so nötig hatten wie die Wüste den Regen und rein in westliche Kleidung machten wir am Aben zunächst eimal einen Rundgang durch das touristische Tempelstättchen und kamen sogar noch rechtzeitig um auf den Felsen hinter dem Haupttempel den zauberhaftesten Sonnenuntergang seit langem zu sehen.
Am folgeden Tag machten wir uns schon früh auf die Socken und es ging mit einer Rikshaw und Guide zu den uralten Tempelruinen der Umgebung. Nach diesem kullturellen Tag bemerkten wir wie sich unsere Köpfe „schulischem“ lernen gesehnt hatten. Es war wahnsinnig interessant trotzdem war es schwierig für uns alles zu behalten, da uns die Kultur eben doch so sehr fremd ist.
Der nächste Tag war eher sportlich geprägt. Nach einem ordentlichen Frühstück mit Müsli und Paradies-Früchten und 'ner Menge Kaffee schwangen wir uns auf gemietete Räder und fuhren auf eigene Faust die nähergelegenen Ruinen ab. Ausserdem bestiegen wir auch den sogenannten Affentempel zu dem es nur wenige gefühlte millionen Stufen steil nach oben geht, natürlich durch die pralle Mittagshitze bei Saunatemperaturen.
Am Nachmittag waren wir zu nichts anderem in der Lage als unsere geschundenen Körper in ein Nussschalenboot zu hängen und uns gemächlich auf dem Flussauf und abwärts schippern zu lassen. Ohne ordentlichen Sonnenbrand sind wir alle natürlich nicht weggekommen aber es war deifinitiv ein lohnender Tag. Wir sind wahnsinnig dankbar das wir Hampi mit den beiden NMCT-Mädels erleben durften, es hat wahnsinnig Spaß gemacht und nicht umsonst ist es Weltkulturerbe, es hat sich wirklich gelohnt und wir hatten eine tolle Zeit.
Jetzt sind wir zeit 5 Tagen wieder zurück in Prachodana und haben schon wieder fleißig Rasseln und Freundschaftsbänder gebastelt. Ab nächster Woche werden wir wohl wieder die Besuche in den Dörfern aufnehmen und wir wollen versuchen für die Kinder nochmal einige Highlights in der kurzen verbleibenden Zeit einzubauen.
Wir hatten da noch an Fashion-show, Kindergeburtstag, Kinderolympiade und eventuell einen „Kino-Besuch“ gedacht. Hoffen wir finden für alles noch genügend Zeit.
Ansonsten geht’s uns wie immer natürlich sehr gut und wir wollen noch gar nicht an das Ende unseres Aufenthalts denken.
Wir hoffen sehr das ihr alle dort in der Ferne wohl auf seid und trotz Verspätung unseren Geschichten aus der bunten, schillernden Fremde lauscht. Wir hoffen sehr das wir ein kleines stück von dem was wir hier erleben zu euch transportieren können.
Wir enden heute ganz indisch: TAKE CARE
mili &mili

2 Kommentare:

  1. Wow,
    das war mal ein langer Blog. Toll, dass ihr gemeinsam mit den Vikasana-Mädchen einen Lernausflug nach Bangalore machen konntet. So wurde euer Indien-Bild ein wenige breiter.
    Eure Bastel-Aktion find ich echt klasse, beim Rassel-Orchester wäre ich gern Mäuschen gewesen!

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  2. interesting blog n gr8 work.. keep writing.. :)

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